Data Act 2025: Eine Revolution für den Ersatzteilmarkt – elektronisch und mechanisch
- Redazione One Pump

- 13. Okt.
- 3 Min. Lesezeit

Der Data Act: Kontext, Grundsätze und Ziele
Bevor wir uns mit dem Thema Ersatzteile befassen, ist es wichtig zu verstehen, was der Data Act ist und warum er relevant ist.
Die Verordnung (EU) 2023/2854, bekannt als Data Act, wurde am 22. Dezember 2023 im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht und trat zwanzig Tage nach der Veröffentlichung in Kraft.
Die Bestimmungen werden überwiegend ab dem 12. September 2025 anwendbar.
Einige Teile – insbesondere jene, die Designpflichten vorsehen (z. B. der direkte Zugang zu Daten, die von vernetzten Produkten erzeugt werden) – treten später in Kraft (z. B. am 12. September 2026).
Der Data Act ist darauf ausgelegt, andere relevante Rechtsvorschriften zu ergänzen, nicht zu ersetzen (z. B. die DSGVO, die Daten-Governance-Verordnung, Rechtsvorschriften zum Recht auf Reparatur). Ziel ist es, den Zugang, die Portabilität und die faire Nutzung von Daten, die durch vernetzte Produkte und Dienste generiert werden, zu regeln.
Zentrale Grundsätze
Erleichterung des Zugangs zu Daten, die von vernetzten Produkten erzeugt werden: Endnutzer haben das Recht, die von ihren Produkten erzeugten Daten in den vorgesehenen Fällen anzufordern und sie an Dritte ihrer Wahl weiterzuleiten.
Einschränkung vertraglicher Klauseln, die die Datennutzung behindern: „Blockierende“ Klauseln und missbräuchliche Vertragspraktiken zur Datenkontrolle werden untersagt oder reguliert.
Förderung der Wechselmöglichkeit (Switching) und Datenportabilität im Kontext von Datenverarbeitungsdiensten (Cloud, Edge).
Verpflichtungen bei Datenweitergabe an öffentliche Stellen und in Ausnahmefällen (außerordentlicher Datenzugang).
Extraterritoriale Wirkungen und erweiterter Anwendungsbereich: Der Data Act gilt auch für Hersteller oder Anbieter außerhalb der EU, die vernetzte Produkte auf dem EU-Markt bereitstellen oder Dienste für EU-Nutzer anbieten.
Auswirkungen auf den Ersatzteilmarkt (elektronisch und allgemein)
Kommen wir nun zum Kernthema: Wie der Data Act die Dynamik des Ersatzteilmarktes, insbesondere im Bereich der elektronischen/technischen Komponenten, verändert.
1. „Daten als Ersatzteil“ – ein neues Paradigma
Traditionell meint „Ersatzteil“ ein physisches Bauteil: Platinen, Module, Schaltungen, mechanische Komponenten. Mit dem Data Act kann jedoch ein Teil des „Ersatzteils“ in den Daten selbst, in Schnittstellen, Firmware, Betriebsparametern oder Software-Updates liegen. Das bedeutet:
Wenn ein Gerät einen Defekt hat, kann seine Reparaturfähigkeit den Zugriff auf Protokolle, Ferndiagnosen und Betriebsdaten erfordern. Der Data Act stärkt das Recht des Nutzers, auf diese Daten zuzugreifen.
Ein Ersatzteilanbieter könnte verpflichtet sein, nicht nur das Hardwareteil, sondern auch passende Firmware-Versionen, Updates und Datensätze (Lizenzen, Parameter) bereitzustellen, damit das Teil in das ursprüngliche System integriert werden kann.
Der Wettbewerb auf dem Ersatzteilmarkt wird zunehmend auch durch Datenservices geprägt sein: Diagnose, ergänzende OTA-Updates (Over-the-Air) und Dateninteroperabilität.
2. Mehr Transparenz und Potenzial für einen „offenen Aftermarket“
Der Data Act bricht Datenmonopole auf, die einige Unternehmen durch vernetzte Geräte aufgebaut haben. Das hat erhebliche Folgen für den elektronischen Ersatzteilmarkt:
Hersteller können den Zugriff auf von Geräten generierte Daten nicht mehr einschränken oder künstlich die Nutzung von Nicht-OEM-Ersatzteilen blockieren.
Drittanbieter erhalten bessere Möglichkeiten, kompatible Komponenten, unterstützende Firmware und Diagnosen anzubieten, weil Nutzer Zugriff auf die relevanten Daten verlangen können.
3. Technische Grenzen und Spannungsfelder im Bereich geistigen Eigentums
Nicht alles wird „offen“ sein. Einige kritische Punkte:
Geschäftsgeheimnisse und Know-how: Der Data Act enthält Schutzmechanismen für Geschäftsgeheimnisse und geistige Eigentumsrechte. Bestimmte Daten, Algorithmen oder Modelle dürfen bei berechtigtem Interesse geschützt bleiben.
Sicherheit und Integrität: Der Datenzugang wird nicht grenzenlos sein – die Sicherheit des Geräts muss gewahrt bleiben.
Kostenverteilung: Die Bereitstellung von Daten, APIs und Support verursacht Kosten; nicht alle Unternehmen werden dies ohne Geschäftsmodell stemmen können.
4. Verwandte Rechtsvorschriften: Recht auf Reparatur, Ecodesign, Ersatzteilverfügbarkeit
Der Data Act steht nicht isoliert. Weitere aktuelle oder kommende Vorschriften betreffen direkt den Ersatzteilbereich:
Die Richtlinie zur Förderung der Reparatur von Waren (angenommen am 13. Juni 2024, in Kraft ab 30. Juli 2024) verpflichtet die Mitgliedstaaten, gemeinsame Standards einzuführen, um sicherzustellen, dass Ersatzteile zu angemessenen Preisen verfügbar sind, und verbietet Vertragsklauseln, die Reparaturen behindern.
Ecodesign-Vorschriften (und die geplante Verordnung über nachhaltige Produkte) legen Anforderungen an Reparierbarkeit, Lebensdauer, Austauschbarkeit und Interoperabilität fest.
Im Rahmen des „Rechts auf Reparatur“ müssen elektrische und elektronische Komponenten in vielen europäischen Ländern bereits heute über mehrere Jahre nach Produktionsende verfügbar sein.
Insgesamt entsteht ein regulatorisches Umfeld, das einen offenen Aftermarket begünstigt, in dem Nicht-OEM-Ersatzteile auch beim Datenzugang und Firmware-Support konkurrenzfähig werden.
📚 Rechtliche Referenzen
Verordnung (EU) 2023/2854 – Data Act
Richtlinie (EU) 2024/1799 – „Right to Repair“
Vorschlag für eine Verordnung über ein Ökodesign für nachhaltige Produkte (ESPR)
Verordnung (EU) 2016/679 – DSGVO
Richtlinie 2009/125/EG – Ökodesign-Richtlinie










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